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Multimediterrane Moderne

Die Provence, einst bekannt für ihre ockerfarbenen Bauten, zeigt heute eine neue Formensprache. Besonders in Toulon, Aix-en-Provence und Marseille hat sich zeitgenössische Architektur zu einem Wechselspiel aus Historie und Innovation entwickelt.

von Jan Dimog im Oktober 2024

Multimediterrane Moderne

Die neue Moderne in der Provence präsentiert sich gläsern und stählern, spektakulär und ehrgeizig. Von Toulon über Aix-en-Provence bis nach Marseille prägt sie neue Quartiere abseits der musealen Altstädte.

Unsere Tour beginnt in Marseille, wo Frankreichs älteste Stadt vor über zehn Jahren zur europäischen Kulturhauptstadt ernannt wurde. Dies markierte den Höhepunkt eines Wandels, der mit dem Stadterneuerungsprojekt Euroméditerranée begann.

Seit den 1990er-Jahren fließen Milliarden in den Umbau des Hafens. Alte Industrieanlagen werden zu Büro- und Kulturbauten und Geschäften umgewidmet, ähnlich wie im Confluence-Viertel in Lyon.

Im Zentrum dieser Entwicklung liegt La Joliette. Hier beeindruckt das Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée (Le Mucem), das per Brücke mit dem Fort Saint-Jean verbunden ist. Der französische Architekt Rudy Ricciotti entwarf das Mucem, das auf einer künstlichen Halbinsel steht und mit einer netzartigen Betonkonstruktion versehen ist. Die begehbaren Ebenen zwischen der Hülle und dem Bau sind besonders spannend und scheinen wie Plattformen in einer Zwischenwelt aus Licht und Schatten, Meer und Wind. Das Mucem wurde 2013 anlässlich der Ernennung Marseilles als Kulturhauptstadt eröffnet.

Gegenüber des dunklen, kubischen Ricciotti-Baus steht die weiße Beton-Fassade der Villa Méditerranée. Beide Gebäude messen exakt 72 x 72 Meter, könnten aber unterschiedlicher nicht sein. In der Villa Méditerranée befindet sich das Cosquer Méditerranée, entworfen vom italienischen Architekten Stefano Boeri. Die Villa wurde nach Fertigstellung 2013 wegen Reparaturen geschlossen und 2022 als Museum wiedereröffnet. Heute präsentiert es eine detailgenaue Nachbildung der Cosquer-Höhle aus dem Nationalpark Calanques mit über 30.000 Jahren alten Höhlenmalereien.

Euroméditerranée ist wie ein Schauplatz zeitgenössischer Architektur. Im Herzen von La Joliette steht das FRAC – Fonds Régional d’Art Contemporain von Kengo Kuma. Die flirrende Fassade besteht aus 1.700 emaillierten Glasplatten. Weitere bekannte Baumeister wie Jean Nouvel und Massimiliano Fuksas prägen mit ihren Entwürfen das neue Bild des Quartiers. Ein Beispiel für den gelungenen Umbau ist der Les Docks-Komplex, ein ehemaliges Lagerhaus, das nun als Geschäfts- und Bürogebäude genutzt wird. Wie in den neuen Häfen von Lyon und Hamburg dominieren auch in Joliette die kühn-aseptischen Linien und Formen und gelungene Umnutzungsprojekte wie „Les Docks“. Zugleich bleibt die Anbindung an die nördlichen Stadtviertel eine Herausforderung.

Aix-en-Provence

Aix-en-Provence, eine der Lieblingsstädte der Grande Nation, zeigt sich in der Altstadt entsprechend prunkvoll. Zeitgenössische Architektur ist am Rand der Altstadt entstanden. An der „Avenue Wolfgang Amadeus Mozart“ ist eine Art Showroom des modernen Aix entstanden mit dem „Grand Théâtre de Provence“, dem Pavillon Noir und dem Musikkonservatorium.

Das Grand Théâtre von Vittorio Gregotti und Paolo Colao ist ein monumentales Opern- und Konzerthaus. Mit den Rampen, Wegen, dem Atrium und kreisförmig und halbkreisförmigen angelegten Plätzen erinnert es an die postmoderne Pracht der Staatsgalerie in Stuttgart. Die Fassade mit den unterschiedlichen Steinen stammt aus der Montagne Sainte-Victoire und wirkt wie eine Reminiszenz an die römisch-antiken Theater der Provence.

Der Pavillon Noir von Rudy Ricciotti hingegen wirkt in seiner kantigen Strenge strikt „anti-antik“. Das „Centre Chorégraphique National“ ist dem französischen Tänzer und Choreografen Angelin Preljocaj gewidmet. Während die Hülle seines Mucem in Marseille erstaunlich leicht wirkt, erscheint sein schwarzer Pavillon mit den Stützen und Schrägen straff und starr. Sie sind allerdings keine Zierde, sondern tragen die gesamte Struktur des Gebäudes.

Das „Conservatoire Darius Milhaud“ von Kengo Kuma wurde zu Ehren des französischen Komponisten Darius Milhaud errichtet. Kumas Gebäude besteht aus zwei Riegeln, dessen Ecken abgeschnitten und verglast sind. Augenfällig ist die Fassade mit den Aluminiumpaneelen, die durch ihre Anordnung Bewegung und Rhythmus in die Gebäudehaut bringen. Diese Struktur ist kein Selbstzweck: Sie ist sowohl Sonnenschutz als auch eine Anlehnung an eine Partitur des Opern-, Sinfonie- und Kammermusik-Komponisten Milhaud. Die Aluminiumpaneele schaffen so eine Verbindung zwischen Architektur und Musik.

Toulon

Nach Marseille ist Toulon die wichtigste Hafenstadt der Region. Toulon litt besonders unter den Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges mit weitreichenden Zerstörungen. Wichtigstes Bauwerk der Nachkriegsmoderne ist „La Frontale“ von Architekt und Stadtplaner Jean de Mailly. Die zeitgenössische Architektur ist am Bahnhof, in der Altstadt und in La Seyne-sur-mer zu sehen.

Das Quartier Chalucet gegenüber des Bahnhofs hat Corinne Vezzoni aus Arles, entworfen. Auf dem Campus befinden sich unter anderem die Hochschule für Kunst und Design, Forschungseinrichtungen sowie Büros und Institute. Auffälligstes Gebäude ist das 2021 fertiggestellte Hochhaus mit der Fassade aus weißen Betonplatten mit horizontalen Einschnitten.

Dass mitten in der Altstadt von Toulon das Baudin-Projekt (2016) realisiert werden konnte, ist auch ein Erfolg des Büros HA Architectes aus Toulon. Rund um den Place du Grand Couvent mit den ältesten Wohnhäusern der Stadt verfuhren sie nach dem Prinzip „Dekonstruktion, Restauration und Rekonstruktion“. Die 27 Gebäude mit Mehrfamilienhäusern, Studierendenheim sowie Gewerbeflächen erscheinen bedächtig modernisiert und wurden nach den Auflagen des Denkmalschutzes saniert. Gleichzeitig konnte der Komplex zur Stadt geöffnet werden, ohne von seiner Intimität zu verlieren. Bei unserem Besuch wirkt das Baudin-Projekt wie ein zeitgenössische Interpretation einer Altstadtoase.

La Seyne-sur-mer

La Seyne-sur-mer gehört noch zum Einzugsgebiet von Toulon. Einst sollte der Ort als Konkurrent zu Nizza und Cannes aufgebaut werden. Heute scheint es mehrere La Seynes zu geben. Ein Ort in Form einer verblichenen, sanierungsbedürftigen Altstadt, der andere rund um den Parc de la Navale erstrahlt aufgeräumt und steril. Angefangen mit dem linearen Casino Joa bis zu den expressiven Wohnneubauten entlang der Allee Maurice Blanc.

Hier sind die Großarchitekturen des Mucem in Marseille und des schwarzen Pavillons in Aix weit entfernt. Trotzdem erzählen die Wohnungsneubauten und skulpturalen Hochhäuser viel über die eher unbekannteren Orte und Städte abseits der klingenden Berühmtheiten. Auch hier vollzieht sich ein Wandel und eine Weiterentwicklung, die das Bild der ländlichen Provence komplettiert.

Text: Jan Dimog

Fotos: Les Docks, Marseille (Titelbild), Euromediteranée, Marseille (1, 2), MUCEM, Marseille (3-5), Cosquer Méditerranée, Marseille (6), FRAC – Fonds Régional d’Art Contemporain (7, 8), Grand Théâtre de Provence, Aix-en-Provence (9), Pavillon Noir , Aix-en-Provence (10, 11), Conservatoire Darius Milhaud, , Aix-en-Provence (12), La Frontale, Toulon (13, 14), Chalucet, Toulon (15), Baudin-Projekt, Toulon (16, 17), La Seyne-sur-Mer (18, 19)

Bildnachweis: © Hendrik Bohle & Jan Dimog / thelink.berlin


Autoreninfo:
Der Architekt Hendrik Bohle betreibt gemeinsam mit dem Journalisten Jan Dimog ein Digitalmagazin zur Baukultur. Auf thelink.berlin erzählen sie seit Jahren von ihren Entdeckungen in Europa, speziell von den Verbindungen zwischen Mensch und Architektur.
Wenn sie nicht unterwegs sind, kuratieren sie u.a. hochrangige Ausstellungen, etwa die Wanderausstellung zur Architektur von Arne Jacobsen.

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