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Mut zur Farbe

Manchmal sind es Farbakzente, die einem Gebäude den letzten Schliff verleihen, zuweilen ist Farbe sogar das elementare architektonische Gestaltungselement. Wir zeigen eine Auswahl an Häusern, die in unterschiedlichster Façon mit Farbe spielen.

im November 2024

Mut zur Farbe

Lebendige Farben

Das schellisvier liegt am Rande des Dorfes Göschweiler im Hochschwarzwald, eingebettet in einen weitläufigen Garten mit altem Baumbestand.

Das historische Bauernhaus aus dem Jahr 1650 wurde mit respektvollem Blick auf den Bestand saniert und mit regionalem Holz und Naturstein modernisiert. Die fünf Ferienwohnungen greifen die traditionelle Struktur des Hauses auf: Die „Stube“ mit dem leuchtend grünen Kachelofen bietet Platz auf zwei Ebenen, der „Stall“ wirkt durch die sichtbaren Holzbalken und das alte Mauerwerk behaglich, der „Schopf“ und die „Tenne“ öffnen sich lichtdurchflutet nach außen und der loftartige „Heustock“ begeistert mit einer offenen Schlafgalerie. Jede Wohnung hat eine Terrasse und Zugang zum Garten. Das nachhaltige Konzept vereint Tradition mit moderner Ästhetik – und zeugt von feinem Gespür für das Spiel mit Farben.

Zartrosa und Kanariengelb

Mit seiner ungewöhnlichen Fassade fällt das Ca la Carolina im Hinterland der wilden Küste Spaniens schon von Weitem ins Auge.

Durch die bodentiefen Fenster der gefliesten Fassade des oberen Stockwerks fällt das Sonnenlicht in den Wohnraum, der durch die weiß gestrichene Ziegelkonstruktion hell und leicht wirkt. Während die Schlafräume für insgesamt sechs Personen zur Nordseite angeordnet sind, öffnen sich die Küche und der Wohnbereich zu den nach Süden ausgerichteten Außenbereichen – von hier reicht der Blick bis weit über die Weinberge und Olivenhaine Kataloniens.

Blau verpackt

Durch seine ungewöhnliche Ummantelung fällt das ehemalige Feuerwehrhaus Feuer & Flamme schon von Weitem auf.

Das ursprüngliche Satteldach wurde durch zwei markante schwarze Hauben ersetzt, deren blaue Struktur auf das regional typische Fachwerk anspielt und einen Kontrast zum Natursteinmauerwerk darstellt. Das Interieur der lichtdurchfluteten Räume ist detailverliebt gestaltet: Bequeme Ledersofas, rote Tische und mobile Kochstationen ermöglichen eine flexible Nutzung, während ein großes, maßgefertigtes Möbelstück und die Oberlichter an die Geschichte des Hauses erinnern. Von japanischen Farbholzschnitten inspirierte Holzoberflächen und Einbauten sorgen für eine behagliche Atmosphäre. Vom Balkon im Dachgeschoss bietet sich eine herrliche Aussicht über die Flusslandschaft des Saaletals.

Farben aus Glas

Die Architektur des Ferienhauses Klare Kante auf der Ostseeinsel Usedom wird dominiert durch klare Linien und eine offene Raumstruktur.

Das am Waldrand gelegene Haus öffnet sich mit zwei Loggien zum umliegenden Grün und verbindet so das Innen mit dem Außen. Der Wohnbereich mit Kamin erstreckt sich über eine gesamte Haushälfte, während Küche, Bad und die zwei Schlafzimmer die andere Seite einnehmen. Alle Räume haben direkten Zugang zum Garten, Fensterläden aus verschiedenfarbigem Glas setzen leuchtende Akzente. Im Haus lässt es sich herrlich entspannen, und das Beste: Es liegt nur zehn Gehminuten von Ostsee und Achterwasser entfernt – perfekt für spontane Schwimmrunden oder nächtliche Mondscheinspaziergänge am Meer.

Hommage an die 1970er Jahre

Die Casa Salvati wurde 1972 von Alberto Salvati und Ambrogio Tresoldi am Westufer des Gardasees als Teil eines Ferienhaus-Ensembles gebaut.

Inmitten von Zypressen, Pinien und Olivenhainen empfängt der weiße Kubus seine Besucher mit einem leuchtendgelben Treppenhaus und einem blauen, würfelförmig aus der Fassade ragenden Balkon. In den Innenräumen verleihen die blau gemusterten Fliesenböden und Wände im Schachbrettmuster dem Haus seinen besonderen Charme. Das offene Raumkonzept schafft ein großzügiges Ambiente: Der Wohnbereich öffnet sich über zwei Stockwerke, im Obergeschoss mit Galerie bieten drei Schlafzimmer Platz für insgesamt fünf Gäste. Alles ist hier im Originalzustand, von den Fußböden und Fenstern über die Küche und Bäder bis hin zu den Einbauten und Möbeln – und damit eine Hommage an die (Innen-)Architektur der 1970er Jahre.

Bauhaus-Stil

Das Hotel Avion im tschechischen Brünn ist ein beeindruckendes Beispiel für die funktionalistische Architektur der 1920er Jahre.

Erbaut 1928 vom Architekten Bohuslav Fuchs auf einem nur acht Meter breiten Grundstück, fügt sich das zehnstöckige Gebäude harmonisch in die umliegende Bebauung ein. Das denkmalgeschützte Hotel wurde vollständig renoviert, wobei originalgetreue Details wie die Schiebefenster und das Mobiliar erhalten wurden – die 37 Zimmer spiegeln nach wie vor den Charme der Zwischenkriegszeit wider. In allen Zimmern wie auch im Restaurant, dem Museum und den Cafébereichen setzen farbige Wände, Böden oder Möbel leuchtende Akzente, von der Panoramaterrasse im obersten Stockwerk weitet sich der Blick über die Stadt. Für Architekturliebhaber: Die Villa Tugendhat von Mies van der Rohe sowie weitere Werke von Bohuslav Fuchs sind auf jeden Fall einen Besuch wert.

Außen Tiefschwarz, innen Lindgrün

Mit Blick auf das Bündner Bergdorf Vals verbindet das Ariasana modernes Design mit traditionellem Charme.

Die Fassade des Hauses ist in tiefem Schwarz gehalten – die im japanischen Shou Sugi Ban-Verfahren verkohlten Balken verleihen dem Gebäude eine besondere Ästhetik. Im Kontrast dazu steht die die sanfte Farbigkeit der Innenräume: Die in viktorianischem French Grey gehaltenen Holzvertäfelungen, Fliesen und Einbauten harmonieren mit naturbelassenen Holzböden und lehmverputzten Wänden. Im Obergeschoss bieten Küche sowie Ess- und Wohnzimmer mit bodentiefen Fenstern Ausblicke auf den Kirchturm von Vals und die Therme von Peter Zumthor. Auf der Hausrückseite liegen zwei Schlafzimmer und eine Bibliothek, ein zusätzliches Schlafzimmer befindet sich in der unteren Etage. Alte Bauernmöbel und Designklassiker verleihen dem Haus Eleganz und Authentizität.

Rot gekachelte Fassade

Inmitten alter Oliven-, Feigen- und Zitronenbäume hat der Architekt Cherubino Gambardella über dem Golf von Gaeta erneut eine Bauruine zu neuem Leben erweckt: Die Casa Capriccio Alto ist eine ebenso moderne wie farbenfrohe Inszenierung mediterraner Architektur.

Der weiße Hauptbau erhebt sich aus einem Sockel aus roten Fliesen, das Satteldach des Gebäudes wurde als Sonnenterrasse mit Pool gestaltet. In den Innenräumen kontrastieren die sichtbaren Betonstrukturen mit farbenfrohen Elementen – die Farbpalette reicht dabei von Lime über Olive bis zu Zitrone, während im Außenbereich ein leuchtendes Rot dominiert. Sandfarbener Terrazzo und weiße Wände schaffen eine luftige Atmosphäre, die auf der Dachterrasse mit drei halbkreisförmigen Pergolen und spektakulären Ausblicken bis hin zum Tyrrhenischen Meer ihren Höhepunkt findet.

Knallgelbe Details

Die Bleibe Menzenschwand im Südschwarzwald kombiniert modernen Holzbau mit traditionellen Details und leuchtenden Farben.

Auf einer abgetreppten Betonplatte errichtet, erinnert das um 45 Grad gedrehte, tief herabgezogene Dach an die schützenden Dächer klassischer Schwarzwaldhäuser. Die Eingangstüre und die Fensterrahmen in leuchtendem Gelb setzen lebendige Farbakzente, im Inneren dominieren Rosa- und Grüntöne. Das Haus erstreckt sich über sechs Ebenen, große Panoramafenster und ein Balkon eröffnen eindrucksvolle Ausblicke auf die umliegende Landschaft. Die fließenden Raumfolgen und die maßgefertigte, harmonische Inneneinrichtung der Architekten schaffen ein großzügiges, einladendes Raumgefühl mit viel Licht und Individualität.

Klare Linien und Farben

Das Apartmenthaus Paramount Alma oberhalb von Sexten bietet moderne alpine Architektur in den Dolomiten.

Das Gebäude verbindet klare Linien und Farben mit einer markanten Geometrie. Ein Teil des Gebäudes ist in den steilen Hang integriert, während der Hauptkörper scheinbar über der Parkebene schwebt. Die das Gebäude umschließenden Lärchenholzlatten setzen sich im Eingangsbereich als Deckenverkleidung fort. Die Apartments öffnen sich mit großen Fensterflächen nach Außen – die hellen, in den Farben Rot, Grün und Grau gehaltenen Innenräume sind durch innovative Grundrisse, geradliniges Design und die Verwendung natürlicher Materialien geprägt. Von den großzügigen Balkonen hat man einen weiten Blick in die umliegende Bergwelt. Das Paramount ist unterirdisch mit dem Hotel Rainer verbunden, dessen Serviceangebote die Gäste nutzen können.

Text / Zusammenstellung: Tina Barankay & Anne-Birga Niepelt

Fotos: © Boo Yeah, Tuulikki Jäger (Titelbild: Casa Capriccio Alto), © Bernhard Strauss Fotografie (schellisvier), © Pol Viladoms (Ca la Carolina), © Iona Dutz (Feuer & Flamme), © Svenja Bockhop (Klare Kante), © Simone u. Ulrich Grau (Casa Salvati), © Stanislav Berousek (Avion Hotel), © Martin Hemmi (Ariasana), © Boo Yeah, Tuulikki Jäger (Casa Capriccio Alto), © Matthias Schmid (Bleibe Menzenschwand), Andrea Zanchi Photography (Paramount Alma)

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