Designobjekte aus Scherben und Asche
Die Londoner Designerin Rosy Napper hat während ihres Studiums an der Central Saint Martins UAL an einem neuartigen Keramikmaterial geforscht. Das Ergebnis ist ein zu 100 % recyceltes Material, das aus Keramikscherben und Ascheabfällen besteht: ReCinder.
Das Besondere an ReCinder ist, dass es ein selbstglasierendes Material ist, dass nicht nur zur Herstellung von Geschirr und Fliesen eingesetzt werden kann, sondern es besitzt auch eine einzigartige lichtdurchlässige Eigenschaft und kann schädliches blaues Licht herausfiltern. So ist ReCinder ein vielseitig einsetzbares Material.
Wir wollten mehr über das ressourcenschonende Keramikmaterial erfahren und haben ein Interview mit Rosy geführt.
Rosy, was hat dich dazu bewegt, ein Material wie ReCinder zu entwickeln?
Ich habe mich schon immer für die Überschneidung von wissenschaftlichen Experimenten, dem Konzept des Kreislaufdesigns und der Kunst des Handwerks interessiert. Als ich durch die Arbeit des niederländischen Designstudios Smogware die Welt der nachhaltigen Materialentwicklung in der Keramikindustrie entdeckte, wurde mir klar, dass dies der Weg war, den ich gesucht hatte. Daraufhin absolvierte ich meinen Bachelor of Arts in Keramikdesign am Central Saint Martins, UAL, und entwickelte ReCinder während meines letzten Studienjahres.
Die Verwendung von Asche zum Glasieren von Keramik ist eine Technik, die schon seit Jahrtausenden angewendet wird. Seit 2020 habe ich Glasuren entwickelt, die aus der Asche von Restaurantöfen hergestellt wurden, was sich jedoch nur geringfügig auf die CO₂-Bilanz meiner Arbeit auswirkte. Ich beschloss, die Asche in die Scherben zu integrieren, und entdeckte, in welch großem Umfang sie bei der Herstellung von recycelter Keramik verwendet werden kann. Durch meine Experimente fand ich heraus, dass es möglich ist, eine lichtdurchlässige Variante des Materials zu entwickeln. Daraus entstanden die ReCinder-Lampen.
Wie werden die Keramikkacheln (zum Beispiel für die Leuchtobjekte) miteinander verbunden?
Die ReCinder-Kacheln werden mit Altlot eines örtlichen Elektronikunternehmens im Südosten Englands verbunden. Das Lötzinn ist noch einwandfrei brauchbar, hat aber sein Haltbarkeitsdatum überschritten. Deshalb verwende ich es jetzt für die Verbindung der Keramikfliesen in einer ähnlichen Technik wie bei der Herstellung von Glasfenstern.
Gibt es bereits eine erste Kollektion aus ReCinder-Objekten, die man erwerben kann?
Derzeit ist es möglich, eine ReCinder-Lampe oder einen ReCinder-Tisch zu kaufen, indem man mich direkt über meine Website kontaktiert, mit einer Vorlaufzeit von sechs bis acht Wochen. ReCinder-Teller können auch über die Website des Londoner Haushaltswarengeschäfts Home of Sustainable Things vorbestellt werden.
Interview: Anne-Birga Niepelt
Fotos: Rosy Napper
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