Als natürlicher Baustoff ist Lehmputz eine der ältesten Bautechniken überhaupt – in den letzten Jahrzehnten wurde er als besonders ökologische Wandbeschichtung wiederentdeckt. In der von Stephanie Thatenhorst umgebauten Scheune eines traditionellen Chiemgauer Bauernhofs spielen regionale und recycelte Materialien eine große Rolle. Neben der Verwendung von heimischem Holz zieht sich der grau pigmentierte Lehmputz durch alle Räume – im Zusammenspiel dem bewusst unperfekt belassenen Estrich, den Vintage-Möbeln und eigenen Entwürfen entsteht ein stimmungsvolles Wechselspiel verschiedener Materialien und Farben.

Wellbleche aus Aluminium zeichnen sich durch eine hervorragende Beständigkeit aus – sie trotzen jeder erdenklichen Witterung. Die umlaufende Wellblechfassade des Tinhouse, einem oberhalb einer Meerenge der schottischen Insel Isle of Skye thronenden archetypischen Haus, ist den traditionellen Scheunen der Region nachempfunden. Sie schützt die Bewohner vor den hier häufig tobenden Stürmen, die man aus sicherer Entfernung von den bewusst einfach gestalteten Innenräumen aus beobachten kann.

Cortenstahl ist ein wetterfester Baustahl, der durch Bewitterung eine schützende Rostschicht bildet, die ihn vor weiterer Korrosion bewahrt und ihm seine charakteristische, rostbraune Optik verleiht. Mit dem äußerst langlebigen und witterungsbeständigen Material werden in der Architektur insbesondere Akzente in der Fassadenverkleidung gesetzt, auch in der Landschaftsgestaltung und für Skulpturen wird es häufig verwendet. Die Fensterläden aus perforiertem Cortenstahl der Villa Cozzo Tre Venti im Südosten Siziliens verleihen dem Anwesen einen eigenen Charme und sorgen für zauberhafte Licht- und Schattenspiele im Innenraum.

Wolle ist eine natürliche, weiche und elastische Faser, die (meist) aus dem Fell von Schafen oder auch Alpakas gewonnen wird. Aufgrund ihrer Atmungsaktivität und der isolierenden Eigenschaften wird Wolle sowohl zur Herstellung von Kleidung als auch für Teppiche oder Decken verwendet. Vor allem bei kühlen Temperaturen im hohen Norden spendet Wolle die nötige Wärme. Umgeben von steilen Felsen und tiefen Fjorden, wilden Küsten und einsamen Stränden trotzt das Black Aurora Nook der rauen Landschaft der norwegischen Lofoten – eingekuschelt in eine Wolldecke und mit einer Tasse Tee in der Hand kann man von hier aus entspannt die Nordlichter beobachten.

Kork ist ein natürliches Material, das aus der Rinde der Korkeiche gewonnen wird und als wasserabweisend, schalldämmend und umweltfreundlich gilt. Korkeichen wachsen vor allem im Mittelmeerraum, insbesondere in Portugal werden die Bäume in nachhaltig bewirtschafteten Wäldern angebaut. Moderne Elemente aus Kork ergänzen auch das Gebäude der Villa Extramuros in der portugiesischen Region Alentejo – in den Innenräumen sowie auch im Außenbereich. In unmittelbarer Nähe gibt es außerdem zwei kubische Häuser mit umlaufenden Korkfassaden, die auf die Korkeichen der umliegenden Natur referenzieren.

Die Delfter Keramik wird weit über die Niederlande hinaus hochgeschätzt – die von Hand geschnittenen, glasierten und bemalten Kacheln haben eine über 300-jährige Geschichte. Im Friesensteern sind gleich zwei komplette Zimmer mit den historischen Fliesen ausgestattet – inklusive der reich verzierten Alkoven. Das Zusammenspiel von antiken Elementen und der Einrichtung mit Designklassikern wie den knallroten Pantonstühlen sorgt für ein lässiges Ambiente im Innenraum.  

Terracotta (ital. terra cotta für „gekochte Erde“) ist ein poröses, unglasiertes Keramikmaterial, das aus gebranntem Ton hergestellt wird und aufgrund seiner Wetterbeständigkeit und guten Isoliereigenschaften in mediterranen Regionen häufig als Dachziegel, Fassadenelemente oder als Bodenfliese eingesetzt wird. Der charakteristische natürliche, erdig bis rötliche Farbton entsteht durch den Eisengehalt im Ton. Im alten Anwesen Podere 500 nahe des toskanischen Städtchens Cortona setzen die durchlaufenden Terracotta-Böden einen warmen Kontrast zu den modernen Einbauten aus Beton und dem reduzierten Interieur.

Marmor gehört seit Jahrtausenden zu den beliebtesten Natursteinen und zeichnet sich durch seine Härte, die polierbare Oberfläche und eine charakteristische Maserung aus. Aufgrund seiner Materialeigenschaften kann der in einem aufwändigen Prozess gewonnene Marmorstein vielseitig eingesetzt werden und findet als veredelndes Baumaterial in der Innenarchitektur oder auch bei der Herstellung von Skulpturen Anwendung. In der Ca‘ Giuconda knüpft der Einsatz des Materials subtil an den Reichtum des ursprünglichen Bauherrn an – und setzt durch die reduzierten Formen der teils monumentalen Einbauten dennoch einen Kontrapunkt zu den noch erhaltenen Fresken und Kuppeldecken.

Die Londoner Designerin Rosy Napper hat während ihres Studiums an der Central Saint Martins UAL an einem neuartigen Keramikmaterial geforscht. Das Ergebnis ist ein zu 100 % recyceltes Material, das aus Keramikscherben und Ascheabfällen besteht: ReCinder.

Kalkstein besteht aus natürlichen Rohstoffen und wird in einem umweltschonenden und energieeffizienten Prozess hergestellt. Das helle Gestein steht für natürliche Eleganz und schafft eine warme Atmosphäre – im Innen- sowie im Außenbereich. Die imposanten muri a secco aus Kalkstein in der im sizilianischen Val di Noto gelegenen Casa Balate setzen klare Akzente in der minimalistischen Architektur und verbinden diese gleichzeitig mit der mediterranen, natürlichen Umgebung.  

Linoleum gilt als einer der umweltfreundlichsten elastischen Bodenbeläge – der Name leitet sich von ‚oleum lini‘, lateinisch für Leinöl als einem seiner wichtigsten Grundstoffe ab – und wurde insbesondere von Ende des 19. Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts verlegt. In dieser Zeit entstand auch das Haus „The Modernist“ im portugiesischen Faro – mit seinen breiten Fenstern, dem Flachdach und den in die Betonfassade integrierten geometrisch gemusterten Fliesen, deren Farbigkeit auch der innen verlegte Linoleumboden aufnimmt, ist es ein typischer Vertreter der südeuropäischen Moderne.

Die junge Architektin Clarisse Merlet machte aus der Fast Fashion-Not eine Tugend und gründete das Unternehmen FabBRICK, das Textilabfälle in ein neues Material für die Innenarchitektur verwandelt. Die FabBRICKs bestehen zu 80% aus geschredderten Textilien und zu 20% aus einem ökologischen Bindemittel. Dies ermöglicht die Herstellung von robusten, thermisch isolierenden, akustisch absorbierenden Bausteinen ganz ohne Brennen oder Chemikalien.

Fichtenholz ist ein leichtes und elastisches Nadelholz. Es hat einen hellen, gelblich-weißen Farbton und eine feine, gleichmäßige Maserung. Aufgrund seiner Festigkeit und Verfügbarkeit wird es häufig im Bauwesen, für Möbel und Musikinstrumente verwendet – und ist in Mitteleuropa insbesondere in den Alpenregionen verbreitet. Die mit gebürstetem, unbehandeltem Fichtenholz ausgekleideten Innenräume Panoramahaus 1314 im Pustertal wirken großzügig und hell – und schaffen eine zarte Verbindung zwischen der modernen Architektur und dem umliegenden dunkelgrünen Nadelwald.

Die Reetdachdeckerei gehört zu den ältesten Handwerkstechniken der Architektur: Reet, oder auch Ried, wurde früher vor allem in Norddeutschland als Deckungsmaterial verwendet – sie hat besonders gute Wärmedämmeigenschaften, ist dicht und windbeständig.  Das Vipp Farmhouse auf der Insel Lolland, ein altes Gärtnerhaus aus dem Jahr 1775, fügt sich mit seinem reetgedeckten Dach harmonisch in die mystische Landschaft ein. Im Inneren kontrastiert das historische Gebälk mit dem modern-puristischen Interieur.

Klinkerfassaden haben vor allem in der niederländischen und norddeutschen Architektur eine lange Tradition. Die bei extremen Temperaturen gebrannten Ziegel sind äußerst robust und trotzen sämtlichen Witterungs- und Umwelteinflüssen. Die Strandvilla mit weitem Blick über die Ostsee und das Naturschutzgebiet Schleimünde ist mit besonderen Ziegelsteinen aus Dänemark verkleidet – mit ihrer Tiefe und den Farbchangierungen verleihen sie dem kubischen Bau einen ganz besonderen Charakter. Auch das Interieur der großzügigen Innenräume spielt mit verschiedenen Materialien, Farben und Mustern.