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Kunst am Bau zwischen Experiment und purer Unvernunft

Erst Meisterzimmer, nun Feuer & Flamme – mit ihrem künstlerischen Ansatz schaffen Jana Gunstheimer und Manfred Mülhaupt installative, eigensinnige Unterkünfte. Aber wie kommt es eigentlich dazu und wie arbeiten die Beiden? Zeit für ein Gespräch.

im Dezember 2024

Kunst am Bau zwischen Experiment und purer Unvernunft

Mit ihren Meisterzimmern in Leipzig haben Jana Gunstheimer und Manfred Mülhaupt 2013 für Aufsehen gesorgt. Die Revitalisierung und Neukonzeption von vier sehr individuellen Atelierräumen auf dem Gelände einer ehemaligen Baumwollspinnerei ist gleich in mehrfacher Hinsicht beeindruckend. Einerseits wurden mit den Räumen Zeitzeugen der kulturellen Geschichte des ehemaligen, 1884 gegründeten Industrieareals erhalten. Und gleichzeitig sind die Meisterzimmer Orte geworden, die der heutigen, künstlerisch geprägten Gegenwart der Spinnerei selbst ihren ganz eigenen Input geben.

Mit ihrem neuen, kürzlich bei uns veröffentlichten Projekt Feuer & Flamme haben sich die Beiden einer gänzlich anderen Aufgabe angenommen: der Nachnutzung eines ehemaligen Ortsfeuerwehrhauses im Zentrum von Kunitz, einem Weinbauerndorf bei Jena.

Euer neues Projekt Feuer & Flamme ist sehr außergewöhnlich, das Haus wirkt fast wie eine Installation. Wie seid ihr den Umbau angegangen und wie arbeitet ihr grundsätzlich?

Jana & Manfred: Grundsätzlich überlegen wir immer erstmal, was uns reizt, was wir spannend finden und worauf wir gerade am meisten Lust haben.

Im Falle von Kunitz kam uns irgendwann die Idee, einen szenografischen Ansatz zu verfolgen und einen Raum zu entwickeln, der wie ein Bühnenbild funktionieren kann. In dem die Gäste die Darsteller sind, die die Kulisse benutzen und verändern können.

Wir arbeiten in den meisten unserer Projekte mit dem Architekten Stefan Adlich zusammen, der für Kunitz ein Gebäude entworfen hat, das zwei markante Dachhauben trägt.

Das hat uns zur Idee geführt, eine Art Doppelhaus zu denken. In ihm gibt es alles zweimal: mobile Küchenwägen, Sofas, Tische, Töpfe, Pfannen, Korkenzieher sind jeweils in doppelter Ausführung vorhanden. Ein Hintergedanke war, dass die Gäste es vielleicht mögen würden, Kochwettbewerbe zu veranstalten, in dem die beiden Kochwagen als Streitwagen fungieren.

Diese Idee hat dann wiederum zur nächsten geführt, nämlich einen Hintergrund zu schaffen, vor dem die Streitwägen funktionieren (oder leuchten). In japanischen Farbholzschnitten gibt es oft irre Farbverläufe im Hintergrund, dazu kommen Ornamente, Fabelwesen, Schrift und Objekte, die im Format angeordnet werden. Ähnlich sind wir hier auch vorgegangen. Die Möbel und Objekte sollten leuchten können, genau wie die Gäste, die sich in diesen Räumen bewegen.

Die Holzkonstruktion auf der Fassade und dem Dach reagiert auf die umgebende Fachwerkarchitektur, dient aber ganz praktisch auch als Rankgitter für Pflanzen.

Wie setzt ihr die Prozesshaftigkeit als Paar vor Ort in der Realität um?

Jana & Manfred: Wenn wir in Stimmung sind, ergibt sich das manchmal von selbst, dann spinnen wir zusammen und denken uns Sachen aus, die dort passieren könnten, die manchmal völlig absurd sind.

In der praktischen Arbeit ist es dann oft so, dass jeder an seinem Bereich arbeitet und wir uns mehr oder weniger in Ruhe lassen. Wir haben schon unterschiedliche Herangehensweisen, was sich gut ergänzt, manchmal aber auch zu Konflikten führt.

Grundsätzlich ist es uns aber beiden wichtig, eher experimentell zu arbeiten, außer es geht um Technisches.

Und wie kommt euer Architekt mit eurer ungewöhnlichen Herangehensweise klar?

Jana & Manfred: Er gewöhnt sich langsam daran. (beide schmunzeln)
Nein, im Ernst. Wir sind ein gutes Team, er macht alles, was wir nicht können – die Kubatur und die ganze Technik. Auch für die Innenarchitektur hat er Ideen, hier übernehmen wir dann aber.

Habt ihr die Einrichtungsgegenstände bereits „auf Lager“, warten sie schon irgendwo auf ein Projekt?

Jana: Einiges, was wir in den Wohnungen verwenden, hatte schon mal ein Leben als Kunstinstallation und wird dann umgebaut. Ich habe im Atelier einen großen Materialfundus, der hauptsächlich aus Stoffen besteht: bemalte Leinwände, gefärbte Nesselstoffe, bedruckte oder lackierte Baumwolle. Dieser Fundus ist in ständiger Bewegung. Aus ihm können Vorhänge entstehen oder Matratzenbezüge. Oder sie werden in einem aufwändigen Prozess in Streifen geschnitten, verwoben und schließlich zu Lampenschirmen.

Umgekehrt funktioniert es auch. Hier finde ich interessant, von traditionellen Handwerkstechniken auszugehen, wie beispielsweise den Flechttechniken bei der Stuhlbespannung und daraus Bilder zu machen, sie in Kategorien von abstrakter Malerei zu denken. Ab und zu finden wir auch mal interessante Dinge auf Reisen.

Manfred: Das, was Jana im Atelier hat, finde ich auf der Baustelle selbst. Das Übriggebliebene ist das Interessante. Die größte Freude habe ich, wenn ich schwierige Ecken auf den Baustellen mithilfe von Baustellenüberbleibseln in gute Ecken verwandeln kann. Idealerweise ohne Zuhilfenahme von Baumärkten.

Was ist eure generelle Idee eines Ferienhauses?

Jana & Manfred: Wenn man in den Ferien ist, möchte man frei sein, möchte aus den eigenen Zwängen heraustreten. Wir finden es schön, wenn die Gäste andere Erlebnisse haben als im Alltag. Das bedeutet auch: nicht alles muss vernünftig oder praktisch sein. In den Ferien kann man auch mal eine schräge Wandfarbe ertragen oder schrille Tapeten. Hauptsache, die Betten sind bequem.

Bekommen eure Gäste vorab eine „Gebrauchsanweisung“?

Jana & Manfred: Nein. Keine Handreichung. Wie in der Kunst sollen sich die Betrachter:innen ihr eigenes Bild machen. Aber es gibt oft Fragen von Gästen und ungelöste Rätsel, wie im Falle der Leuchtschrift an der Küchenwand. Was bedeutet sie? Oder auch: Bleibt das Dach so?

Wie seid ihr überhaupt zu dem Haus gekommen bzw. das Haus zu euch?

Jana & Manfred: Wir haben es schon vor Jahren bei einem Spaziergang entdeckt. Es war wie ein hässliches Entlein in der Ortsmitte, an dem sich schon einige die Zähne ausgebissen hatten. Mit purer Vernunft war dem Gebäude nicht beizukommen, auch eine rein wirtschaftliche Betrachtung war wohl der falsche Ansatzpunkt.

Gibt es bereits neue Ideen oder konkrete Projekte?

Jana: Ja, parallel zu Kunitz haben wir noch eine andere Baustelle begonnen, meinen elterlichen Vierseithof, der in der Grenzregion zwischen Erzgebirge und Vogtland liegt.

Es ist eher ein Familienprojekt, das wir mit meinen Schwestern samt Familien und unserer Mutter, die noch dort lebt, zusammen stemmen. Wir haben mit dem Umbau des ehemaligen Kuhstalles begonnen, in dem nun drei Ferienwohnungen entstehen. Auf der Streuobstwiese sind dann noch zwei Tiny-Häuser und eine Sauna dazugekommen.

Der Stall, dessen Umbau in unserer Hand liegt, ist recht rustikal gehalten. Es gibt grob verputzte Wände und viele rohe Oberflächen. Mich hat besonders ein Stapel ungehobelter Bretter interessiert, der seit 30 Jahren in der Scheune liegt. Aus denen haben wir (auch, weil der Umbau weitaus teurer wurde als geplant) viele Möbel gebaut. Angefangen mit den Bauplänen autoprogettazione von Enzo Mari aus dem Jahr 1974, nach denen die roten Tische entstanden sind, haben wir nach ähnlichem Prinzip neue Möbel entwickelt.

Wie in Kunitz waren mir auch bei Stall & Sterne die Farben wichtig. Ich habe mich auf die Farbnomenklatur von Abraham Gottlob Werner bezogen, einem Geologen und Mineralogen, der im 18. Jahrhundert an der Bergakademie Freiberg gelehrt hat. Die verwendeten Farben leiten sich aus den Farben der Gesteine und Mineralien des Erzgebirges ab.

Und auch hier kam der Materialfundus aus dem Atelier wieder zum Einsatz. Dazu fanden sich alte Kartoffel- und Getreidesäcke, tschechische Wahlplakate und ungrundierte Rauhfasertapete aus der DDR, die sich nun an verschiedenen Stellen der Wohnungen in transformierter Form wiederfindet.


Manfred Mülhaupt stammt aus dem südlichen Schwarzwald, studierte nach einer handwerklichen Ausbildung Freie Kunst. 1994 zog er nach Leipzig in die Baumwollspinnerei, in der er später sein erstes Meisterzimmer eröffnete. Neben seiner Tätigkeit als Gastgeber betreut er verschiedene Webprojekte.


Jana Gunstheimer wurde im Erzgebirge geboren, studierte Ethnologie, Kunstgeschichte und Bildende Kunst in Leipzig, Halle, Athen und Ohio/USA. Als Bildende Künstlerin mit internationaler Ausstellungspraxis hat sie seit 2016 an der Bauhaus Universität Weimar eine Professur für Experimentelle Malerei und Zeichnung inne. Gemeinsam mit ihrem Partner Manfred Mülhaupt betreibt sie ein Studio in Jena, das sowohl künstlerische als auch architektonische Projekte umsetzt.


Interview: Das Gespräch führten Jan Hamer und Ulrich Stefan Knoll

Redaktion: Ulrich Stefan Knoll

Bildnachweise: © Iona Dutz (Hausfotos Feuer und Flamme / Stall und Sterne), © Jannis Uffrecht (Doppelporträt), © Jana Gunstheimer und Manfred Mülhaupt (Baustellen- und Werkstattfotos)

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