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Centro de Portugal

Die nordportugiesischen Städte Aveiro und Ílhavo beeindrucken mit Form, Farbe und Funktion. Ein Streifzug entlang von Küstenbauten und Kanälen, durch Bildungscampi, Museen und Fabrikviertel.

von Jan Dimog im April 2025

Centro de Portugal

Aveiro und Ílhavo sind zwei ungleiche Geschwister in der portugiesischen Region Centro. Zwischen Atlantik, Salzmarsch und Lagune gelegen, verbinden sie Geschichte, Handwerk und Baukultur auf besondere Weise. Das Tempo ist ruhig, die Atmosphäre geprägt von Gelassenheit. Nichts drängt, nichts lärmt – beide Orte sind pure Entschleunigung. Aveiro zeigt sich als Stadt des Wassers, des Jugendstils und der bunten Fischerhäuser, Ílhavo dagegen bietet ein feines Porzellanquartier, kantige Museumsarchitektur und kühne Baukunst rund um sein Rathaus. Gemeinsam geben sie der Region ein charakterstarkes architektonisches Profil.

Die geografische Lage zwischen Coimbra und Porto, umgeben von einer weiten Flussmündung, bestimmte seit Jahrhunderten die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung. Der Rio Vouga mündet hier in den Atlantik und formt eine flache Lagunenlandschaft, die nicht nur für die Salzgewinnung, sondern auch für den Fischfang ideale Bedingungen bietet. Die Kabeljau-Fischerei war ein zentraler Wirtschaftszweig. Sie prägte die Orte – in ihrer Struktur, ihrem Selbstverständnis und ihrer gebauten Umgebung.

Noch heute erinnert das Museu Marítimo de Ílhavo mit dem letzten vollständig erhaltenen Stockfisch-Fangschiff an diese Epoche.

In Aveiro trifft die Grandezza der Belle Époque auf moderne Universitätsarchitektur. En
tlang des zentralen Kanals in der Innenstadt stehen Jugendstilvillen mit geschwungenen Balkonen, floralen Reliefs und verspielten Eisenarbeiten. Viele dieser Fassaden entstanden Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Stadt vom Fischhandel profitierte. Aveiro ist Teil eines internationalen Netzwerks zur Pflege des Jugendstils.

Ein Muss: Costa Nova. Die gestreiften, bunten Holzhäuser entlang der Atlantikküste dienten früher als Lager und Unterkunft für Fischer. Heute verbinden sie Tradition mit Symbolkraft – ihre Farben dienten einst der Orientierung im Küstennebel. Inzwischen sind viele zu Ferienhäusern umgebaut worden. Die Nähe zur Lagune und zur Dünenlandschaft bietet zusätzlichen Reiz.

Wenige Kilometer landeinwärts setzt die Universität Aveiro ein Zeichen für Bildungsarchitektur im 20. Jahrhundert. Der Campus entstand seit den 1980er-Jahren unter Mitwirkung zahlreicher portugiesischer Architekten. Besonders prägend: die Universitätsbibliothek von Álvaro Siza Vieira (1994), ein Bau mit klarer Geometrie, Sichtbeton und einem horizontalen Lichtband, das den Blick über die Salinen lenkt. Siza positionierte das Gebäude so, dass es auch Raum für kontemplativen Rückzug bietet. Die sorgfältige Verbindung von Raum, Material und Licht macht die Bibliothek zu einem stillen Meisterwerk. Auch weitere Einrichtungen fügen sich in das gestalterische Gesamtkonzept ein. Ein geplanter Neubau (ab 2024) wird diesen Dialog zwischen Architektur und Landschaft fortsetzen. Die Universität ist heute ein Ort architektonischer Experimente mit internationalem Renommee.

In Ílhavo zeigt sich Architektur in anderer, aber ebenso konsequenter Form. Das Viertel Vista Alegre, seit 1824 Sitz der gleichnamigen Porzellanmanufaktur, verknüpft Industriekultur mit Wohnungsbau und Museumsarchitektur. Die Manufaktur errichtete im 19. Jahrhundert nicht nur Produktionsstätten, sondern auch Wohnhäuser, Schule, Kirche und Theater – ein Werksviertel mit eigener Identität.

ARX Portugal Arquitectos haben hier mit dem Vista Alegre Museum eine Brücke zwischen Tradition und Gegenwart gebaut. In den ehemaligen Industriehallen und neu eingefügten Volumen präsentieren sie ein Museum, das nicht nur die Geschichte des Porzellans, sondern auch die Qualität portugiesischer Baukunst ins Zentrum rückt.

In unmittelbarer Nachbarschaft: das Hotel Montebelo Vista Alegre (Laforma, 2015) in einem historischen Palast, das Komfort mit Manufakturgeschichte verbindet. Vista Alegre prägt seit 1824 das industrielle und kulturelle Selbstverständnis der Region. Heute ist es eine internationale Premiummarke, die Design, Manufaktur und Museum verbindet.

Das Stadtzentrum von Ílhavo hat weitere architektonische Kontraste. Die Stadtbibliothek, ebenfalls von ARX, wurde für den Mies van der Rohe-Preis nominiert. Nur wenige Gehminuten entfernt wirkt das Kulturzentrum Ílhavo (Ilídio Ramos, 2008) wie ein monumentaler Kubus mit klarer Kante.

Unweit davon überrascht das Rathaus mit Massivität und großzügigen Platzfluchten. Dazwischen liegen kleinere Wohnbauten und das vielleicht ästhetischste Toilettenhaus Portugals: die Friedhofstoilette von m2.senos architekten, mit grün glasierter Keramik und raffinierter Lichtführung.

Nicht nur Baukunst, auch andere kreative Ausdrucksformen prägen das Bild von Aveiro und Ílhavo. Besonders auffällig: die hohe Qualität der portugiesischen Wandbildkunst. Ob abstrakt, poetisch oder erzählerisch – großformatige Wandmalereien gehören fest zum Straßenbild. Sie verbinden traditionelles Handwerk mit zeitgenössischer Gestaltung und verleihen selbst unscheinbaren Gebäuden neue Präsenz. Das wiederum klingt nach der Definition der Baukultur beider Orte. Denn in beiden ist Stille, Weite und eine langsame Taktung des Leben bestimmend. Architektur und Stadtentwicklung entstehen hier nicht im Getöse, sondern im ruhigen Dialog mit der Umgebung und der Geschichte – konzentriert und mit viel Raum für gestalterische Qualität. Gleichzeitig öffnen sich beide Städte zunehmend für zeitgenössische Impulse: Cafés, Designläden, Kulturprogramme und neue gastronomische Angebote zeigen, dass das Leben hier zwar ruhig, aber keineswegs rückständig verläuft. Die touristische Entwicklung bleibt maßvoll und profitiert von der Mischung aus Authentizität, guter Erreichbarkeit und hoher Aufenthaltsqualität.

Aveiro und Ílhavo zeigen, wie sehr sich portugiesische Architektur durch das Zusammenspiel von Landschaft, Handwerk, Funktion und Geschichte definieren lässt. Ob im Schatten von Jugendstilfassaden, zwischen gestreiften Fischerhäusern oder im Dialog mit Beton und Porzellan: Architektur zeigt sich hier nicht als Spektakel, sondern als präzise Antwort auf Ort, Klima und Geschichte – offen für Betrachtung, Vertiefung und Erfahrung.


Text: Jan Dimog

Bildnachweise: © Hendrik Bohle und Jan Dimog / thelink.berlin

Autoreninfo


Der Journalist Jan Dimog betreibt gemeinsam mit dem Architekten Hendrik Bohle ein Digitalmagazin zur Baukultur. Auf thelink.berlin erzählen sie seit Jahren von ihren Entdeckungen in Europa, speziell von den Verbindungen zwischen Mensch und Architektur.
Wenn sie nicht unterwegs sind, kuratieren sie u.a. hochrangige Ausstellungen, etwa die Wanderausstellung zur Architektur von Arne Jacobsen.

URLAUBSARICHITEKTUR-Häuser in Nordportugal

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