Wegbereiter: Netzwerk Zukunftsorte
Seit 2020 gibt es den Verein Netzwerk Zukunftsorte, der Macher:innen von Zukunftsorten vernetzt und unterstützt. URLAUBSARCHITEKTUR ist Fördermitglied. Was das Konzept ist und welche Pläne existieren, verrät das Zukunftsorte-Team im Interview.

Wie genau kam es zur Gründung eures Vereines und welche Ziele habt ihr euch seinerzeit gesetzt?
Anne Kruse und Uleshka Asher vom Netzwerk Zukunftsorte: Der Verein ist ursprünglich aus der Idee entstanden, tolle Kreativorte in Brandenburg sichtbar zu machen. Philipp Hentschel und Julia Paaß haben den Vorgänger der Zukunftsorte, die Webseite Kreativorte Brandenburg betrieben. Daraus ist 2020 der Verein Netzwerk Zukunftsorte e.V. entstanden mit dem Ziel, Macher:innen von Zukunftsorten zu vernetzen und sich gemeinsam für mehr offene Orte und Verbundenheit auf dem Land einzusetzen.


Wer zählt zu euren Mitgliedern und wie arbeitet ihr als Community?
Netzwerk Zukunftsorte: Aktuell arbeiten wir vor allem mit den Macher:innen von Zukunftsorten zusammen. Das sind sowohl sehr engagierte Einzelpersonen, aber auch Vereine, Initiativen, gemeinwohlorientierte Unternehmen und Immobilienbesitzer:innen. Seit letztem Jahr arbeiten wir auch eng mit engagierten Kommunen und haben dafür das Starke Orte Netzwerk gegründet.
Unsere Community lebt vom Austausch. Bei unseren meist digitalen Meetups teilen Zukunftsorte ihre Erfahrungen, die Community lernt von den Erfolgen und Fehlern anderer oder teilt ihre Herausforderungen. Einmal im Jahr findet die Zukunftsorte-Schau statt, bei der wir die gesamte Community an einen unserer Orte aus dem Netzwerk einladen. Es gibt auch noch weitere Formate, wie zum Beispiel die „Tour de“, die Interessierte für einen Tag in eine Region an Orte mit viel Potenzial für neue Macher:innen bringen. Außerdem bieten wir auf unserer Webseite eine Wissensplattform und Beratungsleistungen, die wir in den nächsten Jahren stark ausbauen.


Wie erfolgt die Auswahl der Zukunfts- bzw. Kreativorte?
Netzwerk Zukunftsorte: Ursprünglich ging es uns einfach darum, für Sichtbarkeit von spannenden Orten in Brandenburg zu sorgen – Projekte, die Leerstand auf neue, kreative Weise wiederbelebt haben. Zukunftsorte dagegen waren schon immer Projekte, die mehrere Kriterien, die uns wichtig sind, erfüllen. Neben Leerstandsumnutzung also auch, dass einige Macher:innen ihren Erstwohnsitz vor Ort haben, es eine Verbindung von Arbeiten und Leben gibt und sie vor allem offene Treffpunkte aufbauen. Aktuell unterscheiden wir zusätzlich noch Zukunftsorte im Aufbau. Das sind Orte, die ein Zukunftsort werden wollen – die Kriterien zwar angedacht, aber noch nicht erreicht sind. Sie bekommen besondere Unterstützung von uns und haben eigene Formate des Peer Learning, also des Lernens unter Gleichgesinnten.
Ihr seid auch beratend unterwegs und bietet eine umfangreiche Wissensplattform an. Was genau könnt ihr beim Aufbau und der Vernetzung von Orten und Macher:innen leisten?
Netzwerk Zukunftsorte: Wir sehen unsere Rolle vor allem im Vernetzen und der Vermittlung von Wissen. Wir verbinden über unsere digitalen Kanäle, Veranstaltungen und andere Formate Menschen, Organisationen, Kommunen mit Wissen, Räumen, Immobilien und Expert:innen. Aktuell bauen wir unsere Wissensplattform weiter aus und bieten auch jetzt schon Informationen rund um den Aufbau und Betrieb von Zukunftsorten. Bei spezifischen Fragen und Unterstützungsbedarf können wir passende Expert:innen empfehlen, die Teil unseres Netzwerks sind.


Entstehen dabei im Umgang mit bestehender Bausubstanz auch architektonische Leuchtturm-Projekte?
Netzwerk Zukunftsorte: Das ist zwar nicht der Fokus unserer Arbeit, aber ein schöner Nebeneffekt! Oft drohen besondere, aber herausfordernde leerstehende Gebäude zu zerfallen, da sie nicht so leicht in Standardnutzungen wie Hotels oder Wohnungen umgewandelt werden können, sondern etwas mehr Kreativität bei den Konzepten gefragt ist. Schöne Beispiele für vielleicht auch architektonisch spannende Projekte sind etwa das E-Werk Luckenwalde mit beeindruckender Umwandlung vom E-Werk zum Kunstort, Ein Ding der Möglichkeit, was einfach sehr schöner Bestand ist, der neu umgebaut, erweitert und genutzt wird. Dieser Ort ist ja bereits Teil von Urlaubsarchitektur. Vielleicht auch besondere Gebäudetypen wie der Kulturbahnhof Leisnig oder das Kühlhaus Görlitz.


Welche Zukunftspläne habt ihr?
Netzwerk Zukunftsorte: Wir sind aktuell mittendrin zu wachsen – als Team werden wir größer, wir bauen unser Vernetzungs-, Beratungs- und Wissensangebot aus und wollen in diesem Jahr deutschlandweit viele weitere Zukunftsorte aufnehmen. Wir merken immer mehr, dass sozial unternehmerische Ansätze gut für die Gemeinschaft vor Ort sind und nehmen das als Anlass, um unsere Zukunftsorte-Kriterien noch mal nachzuschärfen. Wir würden außerdem gerne bald auch einen Zukunftsorte-Award in unterschiedlichen Kategorien verleihen, wie z.B. Orte, die sich besonders im Bereich Klimaschutz engagieren, oder eben im Bereich Sozialunternehmertum. Dadurch erhoffen wir uns noch größere Sichtbarkeit gelungener Beispiele und hoffentlich eine größere Reichweite, um weitere Kommunen, Macher:innen oder Immobilienbesitzer:innen zu motivieren, Teil der Bewegung zu werden.
Wie können Interessierte Teil des Netzwerks werden?
Netzwerk Zukunftsorte: Wir freuen uns jederzeit über weitere Fördermitglieder des Vereins. Alle Mitglieder bekommen kostenlosen Zugang zu unseren regelmäßigen Meetups, der Wissensplattform und den Mitschnitten vergangener Veranstaltungen. Falls Ihr spannende Immobilien kennt, die eine motivierte Gruppe brauchen und neue Nutzung suchen, freuen wir uns über Hinweise und teilen die Informationen gerne in unserem Immobilien-Newsletter oder stellen es im Format „Gebäude sucht Nutzung“ vor.
Im Januar 2020 gründete sich der Verein Netzwerk Zukunftsorte e.V. aus dem Bedürfnis heraus, kreative Macherinnen und Macher aus Zukunftsorten zu vernetzen, zu unterstützen und sich gemeinsam für mehr Offene Orte auf dem Land einzusetzen. Heute ist das Netzwerk eine lebendige Community aus Zukunftsorte-Macher:innen, Initiativen, Vereinen, Praxis-Expert:innen, Menschen aus Politik, Verwaltung und Immobilienbesitzer:innen, die gemeinsam neue Wege gehen.
Für mehr Informationen sind auch die Publikationen des Netzwerkes empfehlenswert, etwa die Publikation „Willkommen im Zukunftsort“. Darin wird die Vorgehensweise und Wirkung der Vernetzungskampagne für Zukunftsorte in Brandenburg (und deutschlandweit) von 2023 bis 2024 beschrieben. 20 neue Zukunftsorte und Orte im Aufbau wurden aufgenommen, sichtbar gemacht, vernetzt und beraten. Geteilt werden die Erfolge, Herausforderungen und Empfehlungen an die Politik für die Zukunft.


Interview: Das Gespräch führte Ulrich Stefan Knoll
Bildnachweise: Bahnhof Leisnig © Christoph Schönbeck (Titelfoto), Kühlhaus Görlitz © Uleshka Asher (1), © William Veder (2), Zukunftsorte-Schau 2024 in Neupitz © Netzwerk Zukunftsorte (3), Übersichtskarte © Netzwerk Zukunftsorte (4), E-Werk Luckenwalde © Tim Haber (5), © Stefan Korte (6), Ein Ding der Möglichkeit © Ulrike Schacht (7), © Nils Grugel (8), Teamfoto Februar 2025 © Netzwerk Zukunftsorte (9), Publikation “Willkommen im Zukunftsort” © Farina Luka Tolksdorf (10)
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